Am vergangenen Wochenende fand der Auftakt der Enduro One Serie in Wipperfürth statt. Über 400 Mountainbiker kämpften auf den Strecken um die Hansestadt in Nordrhein-Westfalen gegen die Uhr und die Mitstreiter. Dabei stand natürlich der Spaß und das gesellige Beisammensein im Vordergrund.
Am Samstag Morgen startet das Event auf dem Festplatz Ohler Wiesen. Die Startnummern und Transponder sollen ab 10:00 Uhr ausgegeben werden, also klingelt mein Wecker zuhause um 5:00 Uhr. Eine Schüssel Müsli, die letzten Sachen noch ins Auto geworfen und ab geht’s von Bad Kreuznach Richtung Norden. Der Wetterbericht für’s Wochenende sieht schlecht aus: er verheißt Dauerregen an Samstag und Sonntag. Also fahr ich mit gemischten Gefühlen gen Nordrhein-Westfalen, doch noch ist es trocken. Ankunft in Wipperfürth um 9:00 Uhr – die Campingmöglichkeiten im Fahrerlager sind schon komplett ausgeschöpft, Parkplätze sind in direkter Umgebung aber reichlich vorhanden. Also heißt es: Fahrrad ausladen, umziehen, Luftdruck prüfen und meinen Fotohelfer und Mitfahrer Dennis treffen. Zusammen machen wir uns auf den Weg zur Anmeldung. Dort sind schon einige Fahrer am Start, um die begehrten letzten verfügbaren Startplätze bei der Nachmeldung zu ergattern. Wir erhalten unsere Startnummern, Kabelbinder und tauschen 20 € Kaution gegen den Transponder. Dennis geht in der Kategorie Sport an den Start, ich selbst habe mich für die Pro Wertung angemeldet.
Die Enduro One ist nach Fahrkönnen in die Klassen Beginner, Sport und Pro eingeteilt – wobei jeder selbst entscheiden darf, in welcher Klasse er starten möchte. Allerdings sind die Klassen Beginner und Sport nur für Serienstarter geöffnet, Gaststarter können nicht in diesen Klassen an den Start gehen. Zusätzlich gibt es noch die Klasse Senior, für Starter die im Jahr 1986 oder davor geboren sind. Diese Klasse ist ebenfalls nur für Serienstarter offen. Die Super Senior-Klasse steht für alle Mountainbiker ab Jahrgang 1970 offen, auch Gaststarter können in dieser Klasse starten. Die Woman-Klasse steht für alle Mädels offen, auch für Gaststarterinnen. Die E-Bike-Klasse steht allen Pedelec Fahrern offen. Auch Gäste sind hier willkommen. Zu guter letzt kann auch in der Guest-Klasse gestartet werden, wenn man in keiner der anderen Klassen starten kann oder will.
Training & Prolog
Wir vertreiben uns die Zeit, essen noch etwas und sehen einige bekannte Gesichter. Ab 12:00 Uhr darf dann auf zwei der sechs Stages trainiert werden und so pedalieren wir entspannt zum Start von Stage 2. Schon auf dem Weg dorthin fällt uns auf: Hier wird es keine langen Abfahrten geben, denn hier im Bergischen Land erwarten uns nur wenige Höhenmeter am Stück.
Die Vermutung bestätigte sich: Stage 2 verläuft durch ein relativ ebenes Waldstück und es gilt viel zu pedalieren, um schnell unterwegs zu sein. Die Kurven sind relativ entspannt gesteckt, sodass man trotz losem Waldboden gut Geschwindigkeit halten kann. Einzige wirkliche Schwierigkeit auf der Strecke ist eine tiefe Senke, die es zu durchfahren gilt. Durch die über 400 Fahrer zeigen sich in der Abfahrt in die Senke einige Wurzeln, die eine kleine Herausforderung darstellten. Direkt nach der recht steilen Abfahrt geht es auf der anderen Seite der Senke wieder steil über eine Wurzel bergauf, sodass eine aktive Fahrweise nötig ist, um hier keine Zeit liegen zu lassen. Natürlich gab es auch eine Umfahrung, die allerdings noch deutlich mehr Zeit kosten würde. Also ab durch die Mitte: Vor der Senke kurz anbremsen, leicht machen um über die fiesen Querwurzeln zu kommen, Bike in die Senke drücken und entspannt auf der anderen Seite wieder hoch. Kein Problem… solange man es über die Wurzeln schafft. Noch eine kurze Gerade und schon war die erste, keine zwei Minuten lange, Stage vorbei. Wir kurbelten die etwa 40 Höhenmeter nochmal nach oben, um die cirka 800 Meter lange Strecke ein weiteres Mal abzufahren. In der ersten, langgezogenen Kurve entdeckten wir noch eine schnellere Innenlinie, ansonsten bot sich nicht viel Spielraum für eine kreative Linienwahl.
Also machen wir uns auf den Weg zu Stage 6, die gleichzeitig später als Schauplatz für den Prolog dienen sollte. Die Zeit des Prologs legt die Startreihenfolge für das eigentliche Rennen am Sonntag fest, fließt aber im Gegensatz zum letzten Jahr nicht in die Gesamtwertung mit ein.
30 Tiefenmeter auf etwa 500 Meter Distanz erwarten uns hier. Die Strecke beginnt mit einem langen Sprint auf einem abschüssigen Forstweg und zwei schnellen Kurven auf festem Untergrund. Dann biegt die Strecke in den Wald ein. Die Herausforderung ist, den Grip des tiefen, losen Waldbodens richtig einzuschätzen und eine Off Camber-Sektion und einige relativ entspannt gesteckte Kurven zu überwinden. Am Ende wartet noch eine kurze Durchfahrt durch eine sich hartnäckig haltende Pfütze und nach knapp über einer Minute ist schon das Ende der kurzen Stage erreicht. Wir fahren die Stage ein zweites Mal, gelangen aber zu dem Schluss, dass man hier die meiste Zeit mit einem starken Sprint am Forstweg-Start gut macht.
Die restlichen Stages durften nur zu Fuß abgelaufen werden, was wir uns aufgrund unserer knurrenden Mägen und des Schwierigkeitsgrades der Strecken einfach sparten. Das sollte sich später noch als kleiner Fehler herausstellen… Da Dennis und ich uns erst recht spät für das Rennen angemeldet hatten, fallen unsere Startnummern entsprechend hoch aus. Das bedeutet, dass wir fast als letzte auf die Prolog-Strecke starten. Reichlich Zeit, also um noch etwas zu essen, bevor es um 17:45 Uhr für uns im Startbereich auf den Uphill Richtung Prolog los geht.
Nach einer entspannten Auffahrt können wir uns am Start noch zwei Minuten ausruhen und schon geht es los – mit 20 Sekunden Abstand auf den Vordermann, wie es das Regelwerk vorsieht. Auf dem Forstweg gebe ich alles und komme mit viel Geschwindigkeit durch die offenen Kurven und in das Waldstück. In den Kurven auf losem Waldboden fühle ich mich mit der Plus-Bereifung im Renntempo nicht ganz so wohl, aber ich komme mit ordentlich Speed durch die Kehren und die Off Camber-Sektion. Doch direkt danach erwischt es mich in einer scharfen Linkskurve: Die über 400 Fahrer vor mir haben einige fiese Wurzeln herausgefahren, auf denen mein Vorderrad den Grip verliert. Ich verabschiede mich über den Lenker und rolle mich – zumindest rede ich mir das ein – elegant im Staub ab. Aufstehen, Rad aufheben und weiter geht’s! Am Ende komme ich mit einer Zeit von 1:15 ins Ziel. Die Bestzeit lag bei 1:08. „Wie hätte meine Zeit wohl ohne Sturz ausgesehen hätte“, schwirrt es mir durch den Kopf. Hätte, hätte, Fahrradkette – zum Glück reicht die Zeit aus, um am nächsten Tag relativ früh auf die Stages starten zu dürfen.
Im Zielbereich warte ich auf Dennis, der direkt nach mir starten sollte. Mit etwas Verspätung und voller Staub trifft auch er ein. Er ist in der gleichen Kurve gestürzt wie ich – wie noch viele andere Fahrer, wie ich später erfahre. Den Abend lassen wir bei einem gemütlichen Abendessen beim Griechen ausklingen, bevor wir uns in unserem mehr oder weniger gemütlichen Kofferraum schlafen legen und auf den vom Wetterdienst gemeldeten Regen warten. Alternativ dazu hätte man auch bei der Riders Party seinen Spaß haben können.
Renntag
Meine Startzeit ist um 9:36 Uhr: Also halbwegs ausschlafen, zum lokalen Bäcker noch ein wenig stärken und dann ab zum Start. Überraschenderweise ist es noch immer trocken, top! In 20er Gruppen geht es auf die Strecke Richtung Stage 1. Einige Kilometer geht es auf asphaltiertem Radweg und Straße bis zum Start der ersten Stage.
Da ich mir die Strecke nicht angeschaut habe, versuche ich ein paar Infos von den anderen Fahrern zu bekommen. Relativ einfach zu fahren und ohne Schlüsselstellen soll sie sein. Am Anfang eine lange Tretpassage auf einem Forstweg, auf dem man sich am besten mittig hält – alles klar, es kann also losgehen. Vollgas auf der Tretpassage, dann geht es durch ein relativ ebenes Waldstück mit sehr losem Boden und nur leichten Kurven. Dann eine harte Rechts-Links-Kurvenkombination, bei der ich mich verbremse weil ich nicht genau weiß, wo der Trail weiter verläuft – nicht vorher angeschaut, also selbst schuld. Dann geht es in entspannten Kurven weiter bergab, bevor am Ende der Stage nochmal ein kurzer Sprint wartet. Insgesamt bin ich gut durchgekommen, kein schlechter Start in den Tag.
Es folgt ein kurzer Transfer zu Stage 2, die wir ja schon vom Vortag kennen. Diese läuft ebenfalls gut. Darauf beginnt eine etwas längere Transfer-Etappe auf Asphalt zu Stage 3. Unterwegs wartet ein gut ausgestatteter Verpflegungsstand, bei dem sich nochmal die Reserven auffüllen lassen. Auch Stage 3 beginnt mit einer flotten Passage auf einem Forstweg. Dann geht es in den Wald. Hier wartet wieder loser Waldboden, aber diesmal sehr unflowig abgesteckte, enge und schlecht einsehbare Kurven im Wald. Auch hätte hier hätte das Flatterband etwas besser sichtbar sein können, denn einige Teilnehmer verhakten sich ein wenig.
Es folgt eine kurze Transferetappe zu Stage 4, wobei man ein weiteres Mal an der strategisch geschickt platzierten Verpflegungsstation vorbei kommt. Auf der Stage erwarten uns dann wieder enge kurven auf losem Waldboden. In einer engen Rechts-Links-Kurvenkombination sorgen sogar einige Zuschauer für etwas Stimmung. Dann folgt ein kurzer Transfer zu Stage 5, in meinen Augen die Stage mit dem geringsten Spaßfaktor des Tages. Zunächst galt es etwa 500 m geradeaus auf einem schmalen Weg zu pedalieren. Dann fast eine Vollbremsung, gefolgt von einer langsamen Linkskurve in den Wald und erstmal einen leicht ansteigenden Schotterweg bergauf. Dann folgten einige sehr spitz gesteckte Kurven, die teilweise sehr eng zwischen Bäumen vorbei führten. Diesen Abschnitt hätte man etwas flowiger abstecken können.
Darauf folgt Stage Nummer 6, die wir am Samstag schon im Prolog gefahren sind. Die Beine sind schon nicht mehr so frisch wie am Vortag und in den Kurven nehme ich nach dem Sturz am Vortag ein bisschen zu viel Geschwindigkeit raus. So geht ein spaßiger Renntag zu Ende. Auf dem Radweg geht es zurück zum Festgelände, Transponder gegen die Kaution tauschen und auf dem großen Bildschirm schauen, wo man gelandet ist. Ich liege auf Platz 11, sollte aber noch auf Platz 12 verdrängt werden. Ich bin zufrieden für mein zweites Endurorennen überhaupt, aber vor allem hatte ich eine Menge Spaß und viele neue Leute kennen gelernt.
Am Ende stehen laut Strava etwa 27 km und 750 Höhenmeter auf der Uhr. Gar nicht so schlecht wenn man bedenkt, dass in der Umgebung um Wipperfürth nicht besonders viele Höhenmeter zu finden sind. Bei der Siegerehrung kommt dann endlich der gemeldete Regen. Da war der Wettergott uns mal gnädig!
Fazit
Der Enduro One Veranstalter Baboons überzeugt, wie auch schon im letzten Jahr, mit perfekter Organisation. Im Bereich des Festgeländes gab es dank der Löschgruppe Wipperfürth ordentliche Verpflegung zum fairen Preis, es gab kostenlose Camping- und Duschmöglichkeiten nahe des Geländes und eine Riders Party am Samstag Abend.
Die Strecke war sehr gut ausgeschildert und die Stages ordentlich abgeflattert. Im Zielbereich war kaum ein Fahrer ohne Lächeln im Gesicht zu finden – viele wird man beim nächsten Stopp der Serie in Wildschönau wieder sehen. Einziger Kritikpunkt einiger Teilnehmer waren die recht kurzen Stages mit hohem Tretanteil und geringem fahrtechnischen Anspruch. Doch die kurzen Abfahrten waren im Bergischen Land zu erwarten und auch aus dem letzten Jahr schon bekannt. Bedenkt man die wenigen Höhenmeter, die die Organisatoren hier zur Verfügung haben, waren die Strecken schon beeindruckend spaßig. So kamen auch Einsteiger und weniger versierte Enduro-Piloten voll auf ihre Kosten und hatten auf den Stages ganz ohne Schiebepassagen ihren Spaß – und genau dafür steht die Enduro One Serie.
Weitere Informationen
Website: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2016
Bilder: Sebastian Beilmann, Baboons
9 Kommentare