Nicht weit hinter Duisburg, kurz vor Oberhausen,an einer Stelle, wo die Silhouette grosser Industriewerke schon zu sehen ist,führt die Strasse durch grüne Uferweiden, führt eine Brücke über einen hübschen Fluss mittlerer Grösse, den ein Blechschild lakonisch als -Ruhr- kennzeichnet. Mitten auf der Brücke, den Vorschriften zuwieder, hällt ein kleines Auto dessen Dach mit Camping Komfort bepackt ist:.Zeltplanen, Bambusstangen, Geschirr, hübsche Stühle, zusammengeklappt;Camping-Komfort, genossen an der Cote d-Azur,genossen in Venedig,der Schweiz und bei der Heimfahrt am Rhein entlan ; drei Wochen Urlaub in Gefilden, wo es weder Hochöfen noch Zechen gibt. Das kleine Auto ist mit Plakaten beklebt aus Chamonix und Genua, von der Lorelei und dem Drachenfels. Dem Auto,das kurz vor dem lakonischen Schild-Ruhr- angehalten hat,entsteigt eine junge Frau; sie ist etwa dreissig Jahre alt,modisch gekleidet,schlank,blond,sie geht auf das Brückengeländer zu lehnt sich über das Eisengestänge, blickt in den Fluss hinunter, hebt dann schnuppernd den Kopf in die Luft, löst sich vom Brückengeländer, geht zum Auto zurück, steigt ein, und das Auto fährt langsam auf die düstere Kulisse zu. "Was war los?" fragt der Mann am Steuer. "Oh, nichts",sagt die Frau, die gerade ihre Sonnenbrille mit nüchterner Endgültigkeit wegpackt. "Nichts war los, ich wollte nur sehen,wollte riechen,ob wir wirklich zu Hause sind." "Warum gerade hier ?" "Weil es hier anfängt", sagt die junge Frau, hier fängt der Lichtwechsel an, hier schmeckt die Luft bitter, werden die Häuser dunkel, und hier sprechen die Leute so, wie ich spreche. Und ich bin ausgestiegen, weil ich einen Augeblick allein sein, dir nicht meine Rührung zeigen wollte". "Du bist gerührt?" "Ja. Ich freue mich , dass ich wieder zu Hause bin, ich war all die Schönheit und den blauen Himmel ein wenig leid". Kopfschüttelnd, ohne zu antworten, steuerte der junge Mann das kleine Auto weiter nordwerts, auf Oberhausen zu. "Und alle die schneeweissen Berge, die Seen, diese sauberen Dörfchen, ich hätte es keine zwei Tage mehr ausgehalten; und diese Barockkirchen da unten, so viel Gold, so viel Gips, so viel liebliche Engel; nein, ich freue mich, wenn ich heute abend mit dir im Kintopp sitze, weisst du, in dem alten, unten an der Ecke der Bochumer Strasse:" "Ausgerechnet in dem ?" "Ausgerechnet in dem, in dem will ich sitzen und will die Leute riechen, und nachher will ich ein Bier und einen Schnaps trinken in der Kneipe unten an der Ecke zum Wiehagen." "Da?" "Ja da.Ich will so richtig wissen, dass ich wieder zu Hause bin. Und Sonntag will ich auf den Fussballplatz gehen und auf die Kirmes auf der Wiese hinter Stratmanns Haus,-ich will..." "Langsam", sagt der Mann am Steuer,,, langsam..." "Ich will zu Grossvaters gehen, in seinen Schrebergarten hinter der Kokerei, will sehen, ob die Tomaten reif geworden sind und die Kanienchen fett. Und er muss mir erzählen , ob die Tauben, die er nach Brüssel geschickt hat, alle zurückgekommen sind. Und ich werde mich von Tante Else zum Kaffee einladen lassen und das ganze Geklatsche und Geklöne anhören, über Anita und Willi und..." "Werde mir nur nicht romantisch," sagt der junge Mann lächelnd. "Ich will ja nur wissen", sagt die junge Frau, "dass ich wirklich zu Hause bin." Langsam steuert der ruhige junge Mann das Auto durch Oberhausen.
Nicht weit hinter Duisburg, kurz vor Oberhausen,an einer Stelle, wo die Silhouette grosser Industriewerke schon zu sehen ist,führt die Strasse durch grüne Uferweiden, führt eine Brücke über einen hübschen Fluss mittlerer Grösse, den ein Blechschild lakonisch als -Ruhr- kennzeichnet. Mitten auf der Brücke, den Vorschriften zuwieder,
hällt ein kleines Auto dessen Dach mit Camping Komfort bepackt ist:.Zeltplanen, Bambusstangen, Geschirr, hübsche Stühle, zusammengeklappt;Camping-Komfort, genossen an der Cote d-Azur,genossen in Venedig,der Schweiz und bei der Heimfahrt am Rhein entlan ; drei Wochen Urlaub in Gefilden, wo es weder Hochöfen noch Zechen gibt.
Das kleine Auto ist mit Plakaten beklebt aus Chamonix und Genua, von der Lorelei und dem Drachenfels.
Dem Auto,das kurz vor dem lakonischen Schild-Ruhr- angehalten hat,entsteigt eine junge Frau; sie ist etwa dreissig Jahre alt,modisch gekleidet,schlank,blond,sie geht auf das Brückengeländer zu
lehnt sich über das Eisengestänge, blickt in den Fluss hinunter, hebt dann schnuppernd den Kopf in die Luft, löst sich vom Brückengeländer, geht zum Auto zurück, steigt ein, und das Auto fährt langsam auf die düstere Kulisse zu.
"Was war los?" fragt der Mann am Steuer.
"Oh, nichts",sagt die Frau, die gerade ihre Sonnenbrille mit nüchterner Endgültigkeit wegpackt.
"Nichts war los, ich wollte nur sehen,wollte riechen,ob wir wirklich zu Hause sind."
"Warum gerade hier ?"
"Weil es hier anfängt", sagt die junge Frau, hier fängt der Lichtwechsel an, hier schmeckt die Luft bitter, werden die Häuser dunkel, und hier sprechen die Leute so, wie ich spreche.
Und ich bin ausgestiegen, weil ich einen Augeblick allein sein, dir nicht meine Rührung zeigen wollte".
"Du bist gerührt?"
"Ja. Ich freue mich , dass ich wieder zu Hause bin, ich war all die Schönheit und den blauen Himmel ein wenig leid".
Kopfschüttelnd, ohne zu antworten, steuerte der junge Mann das kleine Auto weiter nordwerts, auf Oberhausen zu.
"Und alle die schneeweissen Berge, die Seen, diese sauberen Dörfchen, ich hätte es keine zwei Tage mehr ausgehalten; und diese Barockkirchen da unten, so viel Gold, so viel Gips, so viel
liebliche Engel; nein, ich freue mich, wenn ich heute abend mit dir im Kintopp sitze, weisst du, in dem alten, unten an der Ecke der Bochumer Strasse:"
"Ausgerechnet in dem ?"
"Ausgerechnet in dem, in dem will ich sitzen und will die Leute riechen, und nachher will ich ein Bier und einen Schnaps trinken in der Kneipe unten an der Ecke zum Wiehagen."
"Da?"
"Ja da.Ich will so richtig wissen, dass ich wieder zu Hause bin. Und Sonntag will ich auf den Fussballplatz gehen und auf die Kirmes auf der Wiese hinter Stratmanns Haus,-ich will..."
"Langsam", sagt der Mann am Steuer,,, langsam..."
"Ich will zu Grossvaters gehen, in seinen Schrebergarten hinter der Kokerei, will sehen, ob die Tomaten reif geworden sind und die Kanienchen fett.
Und er muss mir erzählen , ob die Tauben, die er nach Brüssel geschickt hat, alle zurückgekommen sind.
Und ich werde mich von Tante Else zum Kaffee einladen lassen und das ganze Geklatsche und Geklöne anhören, über Anita und Willi und..."
"Werde mir nur nicht romantisch," sagt der junge Mann lächelnd.
"Ich will ja nur wissen", sagt die junge Frau, "dass ich wirklich zu Hause bin."
Langsam steuert der ruhige junge Mann das Auto durch Oberhausen.
von Heinrich Böll
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ist in dem "text" ja auch beschrieben.
doch dort möchte neimand von hier wohnen.
bewegender text
heimat ist heimat da bringt uns im kopf erst der sensenman weg